BANDERSNATCH: Ein interaktiver Netflix-Thriller

BANDERSNATCH: Ein interaktiver Netflix-Thriller

Videospiele heutzutage werden immer cineastischer. Viele Stilelemente des Kinos, seien es Erzählweisen, Kameraeinstellungen oder Spannungsbögen werden aus der Welt des Films übernommen. Streaming-Gigant Netflix dreht nun den Spieß um und veröffentlicht den ersten interaktiven Spielfilm, bei dem du entscheidest, wie sich die Handlung entwickelt.

BANDERSNATCH ist die neueste Episode der gefeierten britischen Serie BLACK MIRROR. Hier werden seit 2011 und in bereits 4 erschienen Staffeln in sich abgeschlossene Geschichten rund um das Thema „Der Mensch und der Fluch der modernen Technik“ erzählt. Meist geschieht dies in einer nicht allzu entfernten Zukunft und mit viel Sarkasmus. Der Name steht hier sinnbildlich dafür, dass unserer Gesellschaft mit ihrer Abhängigkeit von Social Media und ähnlichen Dingen der sprichwörtlich „Schwarze Spiegel“ vorgehalten wird. Die kürzlich auf Netflix veröffentlichte Folge treibt dies nun auf die Spritze, indem sie dem Zuschauer wichtige Entscheidungen überlässt und ihn sogar zum Bestandteil der Handlung macht.

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DIE STORY

Stefan Butler ist ein junger Spieleprogrammierer, der zusammen mit seinem Vater im England des Jahres 1984 lebt. Basierend auf dem Fantasy-Roman „Bandersnatch“, in dem der Leser mehrere Möglichkeiten hat, die Handlung selbst zu bestimmten, entwickelt Stefan sein eigenes Videospiel. Doch ebenso wie der Autor des Buches, der im Wahn seine Frau ermordete, bemerkt auch Stefan mit der Zeit, dass er nicht mehr der Herr seiner Entscheidungen ist. Irgendetwas oder irgendjemand scheint immer wieder die Kontrolle über ihn zu haben…

TECHNIK, DIE BEGEISTERT

Anfänglich muss man eher triviale Dinge, wie etwa die Sorte der Frühstücksflocken, aussuchen. Doch mit zunehmender Handlung wird man nicht selten zu einer gravierenden oder drastischen Entscheidung gezwungen. Dies geschieht ganz einfach über die Fernbedienung. Während einer Szene werden zwei Möglichkeiten eingeblendet und der Zuschauer muss innerhalb weniger Sekunden seine Wahl treffen. Somit entsteht keinerlei Pause und der Film geht ohne Unterbrechungen weiter. Je nach eingeschlagenem Pfad beläuft sich die Spielzeit des Films auf maximal ca. 90 Minuten. Trifft man die falsche Entscheidung, bekommt man eines der 5 möglichen Enden aber auch schon nach rund 40 Minuten zu sehen. In diesem Fall kann man zu einer der vorigen Auswahlen zurückkehren. Oder man wählt den Abspann und der Film ist eben zu Ende. Insgesamt wurden über 5 Stunden Material gedreht. Um also wirklich alles zu sehen, muss man mehrere Durchläufe starten.

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BANDERSNATCH ist durchaus ein interessantes Machwerk. Nicht nur wegen der Technik, sondern weil die Story gekonnt damit spielt, dass der Zuschauer Entscheidungen fällt. Spätestens wenn der Protagonist seiner Psychiaterin berichtet, dass er das Gefühl hat, von jemandem gesteuert zu werden. Wenn dann eines der Enden erreicht ist, bleibt man mit dem Gefühl zurück, der Film habe mit mir – dem Zuschauer- ein Spiel gespielt hat… und nicht andersrum.

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